Dr. Roderich von Detten
Akademischer Rat am Lehrstuhl für Forstökonomie und Forstplanung
Roderich von Detten interessiert sich für den gesellschaftlichen bzw. organisatorischen Umgang mit komplexen sozio-ökologischen Systemen. Der gestaltende oder schützende Umgang mit Ökosystemen ist vor allem dadurch geprägt, dass Entscheidungen unter den Bedingungen von Risiko, Nicht-Wissen und Unsicherheit zu treffen sind. Mit Blick auf den Arbeitsschwerpunkt „Wälder“ kommt hinzu, dass strategische Entscheidungen, die sich an Leitvorstellungen wie „Nachhaltigkeit“ oder „Resilienz“ orientieren wollen, bei Wachstumszeiträumen von Bäumen von oft weit über 100 Jahren mit dem Problem der Langfristigkeit konfrontiert sind: Wie aber lassen sich heute Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen und Auswirkungen erst in 100 Jahren deutlich werden – wo also kein Wissen über die zukünftigen Bedingungen verfügbar ist, unter denen sich die Entscheidungen bewähren müssen?
Das Forschungsinteresse richtet sich zum einen auf die Frage, welche Leitbilder, Denkmuster und Kommunikationsformen im Zusammenhang mit Langfristentscheidungen unter Komplexität und Unsicherheit aktiviert werden. Zum andern untersucht Roderich von Detten die Frage, wie Organisationen mit dem Anspruch auf strategische Bewältigung von Unsicherheit umgehen und welche Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Organisationsprozesse hierbei eine Rolle spielen. Dabei geht es nicht nur um die Bewältigung komplexer Umweltprobleme (Bsp. „Waldsterben“ der 1980er und 1990er Jahre; Klimawandel), sondern auch um den Umgang mit dem damit verbundenen sozio-ökonomischen Wandel (aktuelle Forschungsprojekte zur Transformation der Forstbranche). Er untersucht dabei, welche Möglichkeiten und Grenzen Konzepte „adaptiver“ oder „lernender“ Systeme besitzen und welche Alternativen es für Organisationen gibt, mit Zukunftsungewissheit intelligent umzugehen.
Roderich von Detten hat eine Dissertation zur Bedeutung metaphorischer Vorstellungen im Rahmen forstlicher Waldbewirtschaftungskonzepte verfasst und war federführend an der Entwicklung und Leitung eines DFG-Projektes sowie einer Ausstellung zur Waldsterbensdebatte beteiligt. Zusammen mit Kolleg:innen hat er interdisziplinäre Tagungen zum Verhältnis von (Nicht-)Wissen, ökonomischem Handeln und ökologischen Gegebenheiten in Geschichte und Gegenwart sowie zur „Ökologischen Modernisierung“ organisiert & dazu publiziert, im Projekt „Waldzukünfte 2100“ interdisziplinär zur Zukunft der Waldbewirtschaftung geforscht und befasst sich aktuell in verschiedenen Projekten mit der tiefgreifenden Transformation der Forstbranche.