Dr. Sarah May
Kulturwissenschaftlerin am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie
In ihrem Habilitationsprojekt erforscht Sarah May das kollaborative Feld um „Holz + Handwerk“ als Dispositiv eines ökologisch-ökonomischen Transformationsprozesses. Sie untersucht auf der Mikroebene des Alltags, wie sich in diesem Feld Praktiken, Wissen und Deutungen ausgestalten und verändern, wenn Holz als nachwachsender Rohstoff zunehmend wirtschaftliche Interessen weckt und wachsende politische Förderung erfährt, oder wenn sich handwerkliche Berufe durch Technisierung, Innovationen und Digitalisierung weiterentwickeln. Auf Basis von Interviews und Beobachtungen erarbeitet sie eine Kulturanalyse ausgewählter ökologisch-ökonomischer und politischer Feldern im Themenbereich Holz und Handwerk. Mit dem Teilprojekt „Going digital in the woodworking crafts” ist sie 2021/22 Junior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS).
Ab Sommer 2021 leitet Sarah May das Projekt „Bioökonomie als kulturelle Transformation“, gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung. Ziel des Projektes ist es, mittels ethnografischer Verfahren die Praktiken, Kooperationen, Motive und Wertvorstellungen von ‚Pionier:innen‘ der Bioökonomie zu erforschen. Die Entwicklung, Herstellung und Implementierung von bioökonomischen Innovationen gestalten sich als komplexe kulturelle, ambivalente sowie konfliktreiche Verfahren, die Sarah May zusammen mit einer Doktorandin empirisch untersucht. Konkrete Beispiele der vergleichenden Analyse sind Verpackungen aus Pflanzen, Kleidung aus Cellulose, innovative Baustoffe und Bauten aus Holz.
Im Bereich der Environmental Humanities bietet sie theorie- und ethnografiebasierte Lehrveranstaltungen und studentische Forschungsprojekte an. Themen sind z.B. die Konstruktion von Knappheit und ‚natürlichen Ressourcen‘; die kulturellen Rahmungen, Praktiken und Effekte der Verknappung von Ressourcen; kulturelle Ordnungen und Transformationen in den Feldern Arbeit, Politik und Umweltschutz. Konzipiert und hinterfragt werden diese Seminare auch im Sinne einer public anthropoloy. Zusammen mit Studierenden entwickelte sie beispielsweise die Ausstellung „(Un)begrenzte Ressourcen. Materielle Kultur als Politikum“.